BRAK MAGAZIN 3/2024 9 MIT HANS LITTEN VOM ACTIONBOUND ZUR BERUFSBERATUNG Rechtsanwältin Kristina Trierweiler, LL.M., BRAK, Berlin Es hat sich zu einer schönen Tradition entwickelt, dass die Schülerinnen und Schüler der 11. Klassen der Hans-Litten-Schule jährlich im Rahmen einer multimedialen Schnitzeljagd auch bei der Bundesrechtsanwaltskammer Station machen. Die Berliner Schule ist ein kaufmännisches Oberstufenzentrum mit der Ausrichtung auf Recht und Wirtschaft. Neben sämtlichen Schulabschlüssen kann dort auch Wissen aus den Bereichen Wirtschaft, Recht und Rechnungswesen erworben werden. Unter anderem werden auch Rechtsanwalts- und/oder Notarfachangestellte ausgebildet. GESCHICHTSTRÄCHTIGE ORTE DAMALS UND HEUTE Die Schule hat sich ihrem Namensgeber und dessen moralischem Erbe verpflichtet. Da liegt es nahe, dass der Sitz der BRAK im Hans-Litten-Haus in der Littenstraße zu einer festen Institution für die Schülergruppen geworden ist. Bei der Schnitzeljagd entdecken sie per Smartphone geschichtsträchtige Orte, die mit dem Leben von Hans Litten verwoben und teilweise durch Stolpersteine kenntlich gemacht sind, wie etwa der Ort seiner damaligen Kanzlei, seiner Wohnung oder Gerichtsgebäuden. Die Stadterkundung läuft mit der App von Actionbound. Die Schülerinnen und Schüler müssen sich an den Schauplätzen teamweise mit Tätern und Verfolgten auseinandersetzen und Fragen beantworten. Auch wenn Hans Litten vor mehr als 80 Jahren sein Leben lassen musste, ist seine Geschichte nach wie vor von brutaler Aktualität. Angesichts des weltweit erstarkenden Drucks auf rechtsstaatliche Strukturen, Demokratie und Menschlichkeit führt Littens Biographie den Schülerinnen und Schülern deutlich vor Augen, wie wichtig es ist, den Kampf aufzunehmen. Schnell gelangten wir zu der Erkenntnis, dass ein Rechtsstaat ohne Rechtsberufe nicht sein kann und wie essenziell es ist, dass es Anwältinnen und Anwälte gibt, die die Rechte der Bürger vertreten und verteidigen. Das Interesse der Schülerinnen und Schüler am Anwaltsberuf und am Jura-Studium war groß. Die zahlreichen Fragen zur Länge des Studiums, zu den Abschlüssen Bachelor und Staatsprüfung, zur alten Mär, dass Jura doch so trocken sei, und zu den zahlreichen Rechtsgebieten zeigten, dass bislang nur wenig über unseren Beruf bekannt war. Es machte Spaß, die Begeisterung der jungen Menschen zu wecken, Ängste zu nehmen und Lust auf Praktika zu verbreiten. So wurde Hans Litten zum Initiator für eine umfangreiche Berufsberatung. STOLPERSTEIN FÜR LITTENS ANWALTSSEKRETÄRIN MARGOT FÜRST Wir sprachen auch über den Mangelberuf Rechtsanwaltsfachangestellte. Für eine ganz besondere unter ihnen wurde am 4.7.2024 ein Stolperstein in der Zolastr. 1 in Berlin verlegt: Margot Fürst. Sie war die Anwaltssekretärin und enge Unterstützerin Littens. Das Programm zur Feier anlässlich der Stolpersteinverlegung gestalteten die Schülerinnen und Schülern der Hans-Litten-Schule. Bei der Stolpersteinverlegung am 4.7.2024 Schülerinnen und Schüler der Hans-Litten-Schule zu Besuch bei der BRAK Sollten auch Sie einmal die Actionbound- Kieztour – vielleicht im Rahmen eines Betriebsausfluges – erleben wollen, nehmen Sie gern Kontakt mit dem Leiter der Evangelischen Jugendbildungsstätte Haus Kreisau Berlin, Herrn Wolfram von Heidenfeld (w.vonheidenfeld@evba.de), auf. Hans Litten war ein deutscher Rechtsanwalt und Strafverteidiger. Er vertrat Opfer nationalsozialistischer Angriffe und verteidigte kommunistische Angeklagte. Durch seine Prozessführung gelang es ihm, die Planmäßigkeit der NS-Gewalt aufzuzeigen. 1931 befragte er im sog. Edenpalast-Prozess Hitler als Zeugen vor Gericht und trieb ihn dabei so in die Enge, dass er sich dessen persönliche Feindschaft zuzog. Er wurde 1933 verhaftet. 1938 nahm er sich nach jahrelanger Folter in verschiedenen Konzentrationslagern im KZ Dachau mit 34 Jahren das Leben.
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