BRAK MAGAZIN 1/2025 5 ken Rechtsstaat konstitutiv sind. Zudem rief er dazu auf, wachsam zu sein, die Entwicklungen im In- und Ausland genau zu beobachten, sich ein starkes Rückgrat zu bilden und – wenn nötig – zur rechten Zeit auf die Barrikaden zu steigen und „Halt“ zu rufen, um den Rechtsstaat, die Menschenrechte und die Demokratie zu schützen. Dr. Uwe Wirsching, Präsident der Rechtsanwaltskammer Nürnberg, adressierte die Anwesenden ebenfalls mit einem Grußwort und wies auf die Bedeutung der Menschenrechte für eine funktionierende Demokratie hin. VERFOLGUNG IM SPIEGEL DER MUSIK Für einen stimmungsvollen musikalischen Rahmen sorgten Patricia Litten und Gordian Teupke. Patricia Litten ist die Nichte des 1938 im KZ Dachau ums Leben gekommenen Rechtsanwalts Hans Litten. Dieser war kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verhaftet worden, da er in der Weimarer Republik in zahlreichen Verfahren die Opfer von Polizeiübergriffen und nationalsozialistischen Überfällen vertreten hatte. 1931 befragte er Adolf Hitler vor Gericht zum Terror und zur Gewalt als planmäßiger Taktik der NSDAP-Führung, die damit die demokratischen Strukturen der Weimarer Republik zu zerstören suchte. Dabei trieb er Hitler so in die Enge, dass er sich dessen persönliche Feindschaft zuzog. Gordian Teupke, Dirigent, Pianist und künstlerischer Leiter des Philharmonischen Chores Nürnberg, eröffnete die diesjährige Veranstaltung mit einem wunderbaren Klavierstück von Erwin Schulhoff, einem Komponisten, dessen Werke von den Nazis nach der Machtergreifung als „entartete Musik“ gelistet wurden. Er spielte auf einem Konzertflügel zudem mehrere Kompositionen, die thematisch mit der Veranstaltung in Verbindung standen. Patricia Litten und er boten mit Gesang und Klavier u.a. die „Ballade von der Judenhure Marie Sanders“, ein Gedicht von Bertolt Brecht, dar. Darin werden in ergreifender Weise die Auswirkungen der Nürnberger Rassengesetze am Beispiel der jungen Frau Marie Sanders dargestellt. Gordian Teupke legte in seinen Redebeiträgen dar, wie etwa der christlich getaufte Jude Felix MendelssohnBartholdy nach 1933 nicht mehr gespielt werden durfte. Richard Wagner, der seinem vier Jahre jüngeren Kollegen unglaublich viel zu verdanken hatte, sprach Mendelssohn damals jeglichen musikalischen Tiefgang ab. BEDEUTENDE GÄSTE AUS JUSTIZ UND POLITIK Der hohe Stellenwert der Veranstaltung wurde auch dadurch verdeutlicht, dass zahlreiche Gäste aus herausgehobenen Positionen in Justiz, Politik, Verwaltung und anderen Bereichen des öffentlichen Lebens anwesend waren. So begrüßte Christine Roth in ihrer Eröffnungsrede u.a. die Vizepräsidentin des OLG Nürnberg, Dr. Waltraut Bayerlein, die Präsidentin des AG Nürnberg, Dr. Margit Zorn, die Leitende Oberstaatsanwältin der Staatsanwaltschaft Nürnberg-Fürth, Petra Strohbach, und den Leitenden Kriminaldirektor Holger Stein vom Polizeipräsidium Mittelfranken. Zudem waren Nasser Ahmed, Vorsitzender der Nürnberger SPD, Prof. Dr. Anatoli Djanatliev vom Vorstand der Israelitischen Kulturgemeinde Nürnberg, Marcel Weißenfels, Vorsitzender der Liberalen Jüdischen Gemeinde Bamberg, sowie Michael Dudek, Präsident des Bayerischen Anwaltsverbandes, anwesend. AUSSTELLUNG„ANWALT OHNE RECHT“ Nachdem in den beiden vergangenen Jahren parallel zum Tag des verfolgten Anwalts jeweils ein Film gezeigt wurde, war in diesem Jahr in der Wandelhalle des Justizpalasts die Wanderausstellung „Anwalt ohne Recht“ der Bundesrechtsanwaltskammer zu sehen. In der Ausstellung werden die Schicksale zahlreicher Juristen dokumentiert, die in der NSZeit verfolgt, drangsaliert, verhaftet und ermordet wurden. In beklemmender Deutlichkeit zeigen Fotos und Begleittexte das Unrecht, das jüdischen Anwälten und anderen Juristen widerfuhr, die sich nicht „auf Linie“ mit dem NS-Unrechtsstaat befanden; sie wurden wegen ihres Glaubens oder ihrer politischen Ansichten aus ihren Lebenszusammenhängen gerissen und verfolgt. Foto: Christian Oberlander Blick in die BRAK-Wanderausstellung „Anwalt ohne Recht“
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