BRAK MAGAZIN 1/2025 8 feld. Elektronische Aktenführung und clevere Softwarelösungen für Aufgaben und Wiedervorlagen, dazu eine sinnvolle Aufgabenverteilung zwischen im Homeoffice und vor Ort in der Kanzlei arbeitenden Personen, so schilderte Troitsch die Arbeit in ihrer aktuellen Kanzlei – im Gegensatz zur früheren, wo die Suche nach papiernen Wiedervorlage-Akten regelmäßig viel Zeit verschlang. Eine Kanzlei müsse moderne und traditionelle Prozesse kombinieren und so ihren eigenen Weg finden; wichtig seien dabei Offenheit und Flexibilität. „Vernachlässigung der Ausbildungspflicht“ nannte Troitsch den zweiten Problemkreis. Ihre Mitschülerinnen und Mitschüler brachen die Ausbildung selten wegen der schulischen Leistungen ab, sondern weil sie in ihrer Kanzlei unzufrieden waren. Dafür nannte sie als Beispiele: Verstöße gegen Jugendarbeitsschutzgesetz und Arbeitszeitgesetz, Vorenthalten versprochener Aufgaben, Übertragen von Aufgaben, ohne sie zu erklären und bevor sie in der Berufsschule durchgenommen wurden, Einsatz nur als „billige Aushilfskraft“. Wie es besser ginge? Indem Kanzleien gezielt ausbilden und versuchen, Schule und Praxis zu synchronisieren. Das setzt voraus, dass die Ausbildenden sich mit dem Rahmenplan der Schule auseinandersetzen und sich daran orientieren, statt sich blind auf die Schule zu verlassen. So kann gezielt die praktische Umsetzung dessen vermittelt werden, was in der Berufsschule gelehrt wird. Ihr Appell: Kanzleien, die ausbilden, sollten sich klar machen, dass es Zeit erfordert, einen Azubi einzuarbeiten und Fragen zu beantworten. Und sie sollten offener sein gegenüber den Bedürfnissen der Jungen, schließlich brächten sie der Kanzlei auch Vorteile, schon weil sie mit Social Media und KI-Tools groß wurden und sie selbstverständlich nutzen, um ihren Alltag effizienter zu gestalten. „Innovative Ansätze und eine zukunftsorientierte Arbeitsweise sind für sie keine Option, sondern eine Notwendigkeit“, meint Troitsch. Verständnis und Flexibilität hält sie für die Schlüssel, um Fachkräfte der jungen Generation langfristig an die Kanzlei zu binden und ihre Potenziale auszuschöpfen. AUSBILDERINNEN-SICHT „Von ReFas habe ich als junge Anwältin sehr viel mehr über forensisches Arbeiten gelernt als im Studium“, begann Rechtsanwältin Ludmilla Emilie Kuhlen aus Berlin ihren Vortrag. Ausbilden lerne man dort ebenfalls nicht. Als Kernproblem sieht sie Außenwahrnehmung des ReFa-Berufs: schnöde, altmodisch, wenige Entwicklungsmöglichkeiten, unattraktives Gehalt; die Konkurrenz durch den Bachelor-Studiengang Wirtschaftsrecht sei groß. Bereits in den ersten Wochen würden Azubis von der Berufsschule enttäuscht. Denn das dort Gelehrte sei fernab der Realität, der Bezug zur Praxis fehle. Die realen schlechten Erfahrungen der Azubis dort und in den Kanzleien, die sich z.B. in der von Jasmin Troitsch bei ihrem Vortrag am 28.11.2024 in Berlin
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