bildungsbereich zeigen. Der Blick auf in gewissem Maße artverwandte Ausbildungsberufe wie Notarfachangestellte, Patentanwaltsfachangestellte oder gar Steuerfachangestellte zeigt zwar stellenweise auch dort rückläufige Zahlen im Ausbildungsbereich, diese bewegen sich aber in weitaus geringeren Größenverhältnissen. Wenn zudem ein Blick auf die Vertragslösungsquote – also den Anteil der vorzeitig gelösten Ausbildungsverträge an allen neu abgeschlossenen Verträgen – im ReFa-Bereich geworfen wird, fällt hier mit einem durchschnittlichen Wert von knapp 33 % eine sehr hohe Lösungsquote auf.6 6 Eigene Berechnungen, basierend auf Daten des BIBB, s. vorherige Fußnote; ausführl. dazu Theus/Nitschke, BRAK-Mitt. 2023, 212. Auch diese ist in den genannten artverwandten Berufen deutlich niedriger. Somit liegt der Schluss nahe, dass die rückläufigen Ausbildungszahlen und gleichzeitig hohe Lösungsquoten ihren Grund in der ReFa-Ausbildung selbst haben könnten. Im wissenschaftlichen Kontext existieren diverse Untersuchungen zum Thema Jobzufriedenheit und auch der Themenkomplex berufliche Ausbildung ist bereits breit untersucht, jedoch finden sich bis dato keinerlei evidenzbasierte Studien, die sich speziell auf die ReFa-Ausbildung konzentrieren. Dies hat das IFB zum Anlass genommen, sich genau dieser Thematik in einer breit angelegten Studie zu widmen und eine Befragung unter ReFas und ReFa-Auszubildenden durchzuführen. Die zentralen Erkenntnisse dieser Studie sowie einige Handlungsempfehlungen werden im Folgenden vorgestellt. 2. SOZIODEMOGRAPHISCHE MERKMALE DER BEFRAGTEN Die Befragung von ReFas ist eingebettet in eine Studie, die neben jenen auch Anwältinnen und Anwälte bzw. auch Rechtsreferendarinnen und -referendare zu verschiedenen Aspekten befragt. Der Zugang zu den ReFas erfolgte dabei einerseits über die Verbände und Kammern und somit die Kanzleien, andererseits aber auch über den ReNo-Bundesverband. Die Befragten hatten vom 6.3. bis zum 15.5.2023 die Möglichkeit, an der Umfrage teilzunehmen. Das Interesse der Befragten, ihre Einschätzungen und Bewertungen abzugeben, spiegelt sich dabei klar im großen Rücklauf wider: Es gingen 1.152 ausgefüllte Fragebögen in die Auswertung ein, das sind mehr als 18 % aller ReFas. Wenig überraschend geben fast alle befragten Personen an, weiblich zu sein. Nur in etwa 6 % wählten ein männliches Geschlecht aus. Ebenso ein Großteil stammt aus den westlichen Bundesländern (87,4 %), die östlichen Bundesländer sind somit unterrepräsentiert. Etwa 83 % der befragten Personen geben an, ihre Ausbildung bereits beendet zu haben, somit stellen diese die Mehrheit der Befragten dar. Dies ist deshalb ausschlaggebend, weil im weiteren Verlauf des Fragebogens auf Basis dieser Frage gefiltert und unterschiedliche Fragen gestellt wurden. Wenn man nun zuletzt das Alter betrachtet, sieht man, dass die größte Gruppe sich im Alter von bis zu 29 Jahren befindet, jedoch eng darauf folgen die Alterskohorten 30 bis 39 bzw. 40 bis 49. Je höher das Alter, desto geringer wird der Anteil der Befragten, obwohl interessanterweise nicht ganz 4 % angeben, 60 Jahre und älter zu sein. Auch dies spiegelt unter Umständen das Interesse an der Befragung wider, da kurz vor der Rente das Interesse an der Situation des Nachwuchses eher egal sein dürfte. III. DIE SITUATION VON RECHTSANWALTSFACHANGESTELLTEN Im Folgenden wird genauer auf die Situation der Rechtsanwaltsfachangestellten eingegangen, wobei zwei Gruppen unterschieden werden: diejenigen, die ihre Ausbildung bereits beendet haben, und die anderen, die sich noch in der Ausbildung befinden. Zu Beginn wird kurz betrachtet, wieso sich für die Ausbildung entschieden wurde, bevor einzelne Aspekte der Zufriedenheit und Aspekte der Tätigkeiten beleuchtet werden. Zum Ende hin wird darauf Bezug genommen, ob sich die ausgelernten ReFas noch einmal erneut für die Ausbildung entscheiden würden, und zusätzlich der Verbleib und die Zukunft der aktuellen Auszubildenden erläutert. 1. GRÜNDE FÜR DIE ReFa-AUSBILDUNG Die Entscheidung zur Ausbildung zum/zur ReFa trafen die Befragten vor allem aufgrund eines zugrundeliegenden Interesses an Recht. Darüber hinaus werden auch Aspekte wie Interesse am Beruf selbst oder speziell den Tätigkeiten einer ReFa genannt. Von den Personen, die sich noch in der Ausbildung befinden, geben ebenso einige an, dass die Ausbildung eine Alternative zum Jurastudium oder einer anderweitigen Ausbildung im juristischen Bereich darstelle. Diejenigen Befragten, die bereits ausgelernt haben, erläutern jedoch auch, dass die Entscheidung zur Ausbildung zum/zur ReFa darauf fußte, dass es entweder keine alternative Möglichkeit gab, diese nicht realisiert werden konnte oder die Entscheidung letztlich rein zufällig getroffen wurde. Hierbei muss bedacht werden, dass die ausgelernten Befragten im Schnitt vor etwa 18 Jahren ihre Ausbildung beendet haben. Sie haben ihre Ausbildung somit zu einem Zeitpunkt gestartet, zu dem der relevante Stellenmarkt weitaus umkämpfter war als dies heutzutage der Fall ist. Dies spiegelt sich beispielsweise für die Jahre 2000 und 2005 darin wider, dass die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen das Angebot an eben jenen überstiegen hat. Deutlich wird aber ebenso bereits beim Blick auf das Jahr 2005, dass die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen etwas sinkt. Auch war zu diesem Zeitpunkt der AkademisierungsBRAK-MITTEILUNGEN 5/2023 AUFSÄTZE 282
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