BRAK-Mitteilungen 5/2023

Mehr als die Hälfte will nach der Ausbildung nicht weiter als ReFa arbeiten Während diejenigen, die weiter als ReFa tätig sein wollen, dies vor allem mit ihrer Freude am Beruf und den Berufsaussichten begründen, ist für einen Wechsel des Berufs für die Befragten das (relativ niedrige) Gehalt bzw. (nicht vorhandene) Benefits relevant. Auch der Umgang bzw. das Arbeitsklima und die fehlende Anerkennung stellen Gründe für den Wechsel der Tätigkeit dar. Darüber hinaus möchte sich auch ein nicht zu unterschätzender Anteil beruflich neu orientieren. Die Personen, die planen, weiterhin als ReFa tätig zu sein, möchten zu großen Teilen in der aktuellen Kanzlei bleiben (etwa 74 %), wobei dies nur bei etwa 31 % bereits fix mit der Kanzlei bzw. den Inhabern abgesprochen ist. Demgegenüber steht mit ca. 43 % ein etwas größerer Teil, der gerne in der Kanzlei verbleiben will, dies aber noch nicht final festhalten konnte. Die 26 %, die wiederum nicht in ihrer Ausbildungskanzlei bleiben möchten, begründen dies mit einem schlechten Arbeitsklima, ihrer eigenen Unsicherheit über die Zukunft, aber auch aufgrund von schlechten Berufsaussichten oder dem Gehalt. Die befragten Personen, für die bereits klar ist, dass sie nach Ende der Ausbildung nicht weiter als ReFa tätig sein wollen, haben jedoch auch bereits teilweise einen Plan für die eigene Zukunft. Für etwa 29 % ist dies noch nicht klar, jedoch streben ca. 21 % den Beginn eines Studiums an, von dem ein Großteil angibt, dass dies ein Studium im juristischen Bereich sein wird, gefolgt von wenigen Nennungen eines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums. Etwa 11 % möchten eine weitere Ausbildung beginnen, dort plant die Hälfte eine Tätigkeit in einem juristischen Bereich (beispielsweise im Bereich Justizfachwirt oder Justizvollzugswirt). Nicht ganz ein Drittel der ReFas, die sich jetzt noch in der Ausbildung befinden, haben andere Pläne für die Zeit nach ihrer Ausbildung genannt. Dabei strebt ein großer Anteil der Befragten einerseits eine Anstellung bei Behörden, Gerichten oder der Polizei, andererseits einen (Büro-)Job in einem anderen Betrieb an. Darüber hinaus sind auch Selbstständigkeit, Praktika oder auch Weiterbildungen potentielle Zukunftspläne der Befragten. Fast ein Drittel will nach Abschluss der Ausbildung in die Justiz oder Verwaltung wechseln Vergleicht man die beiden Befragungsgruppen, zeigt sich ganz deutlich, dass nicht ganz die Hälfte der Ausgelernten nicht erneut den Beruf der ReFa ergreifen würden, während etwas über die Hälfte derjenigen, die noch in Ausbildung sind, nicht weiter als ReFa tätig sein wollen. Betrachtet man letztere, ist dabei durchaus interessant, dass diese, wenn sie eine weitere Ausbildung, Studium oder eine neue Tätigkeit planen, dies auch in Teilen durchaus noch im juristischen Bereich antizipieren. Daraus lässt sich ableiten, dass die Abkehr vom Beruf nicht aufgrund der Thematik Jura bzw. Recht stattfindet, sondern tendenziell eher Umstände wie die geringe Bezahlung, die Tätigkeitsfelder, die fehlende Wertschätzung oder der Umgang einen großen Einfluss auf den Verbleib im Beruf haben. Dies deckt sich auch damit, dass ursprünglich bei den meisten ein Grundinteresse an Jura und Recht durchaus Einfluss auf die Wahl der Ausbildung hatte. IV. FAZIT Ziel der durchgeführten Studie war es, der Antwort auf die Frage, warum es im ReFa-Bereich immer weniger Auszubildende gibt, näherzukommen. Dies ist hinsichtlich vieler Aspekte des Themas gelungen. Es zeigt sich, dass die Ausbildung zum/zur ReFa in den meisten Fällen aus Interesse am Tätigkeitsbereich eingegangen wird. Dies ist positiv zu bewerten, da so auch eine gewisse Lernbereitschaft und Motivation unterstellt werden kann. Grundlegend entsteht auch der Eindruck, dass die Befragten ihren Beruf mögen. 1. NEGATIVE ASPEKTE DER ReFa-AUSBILDUNG Im Rahmen der Befragung werden aber auch die weniger positiven Aspekte der Ausbildung deutlich benannt: geringe Bezahlung, cholerische Vorgesetzte, wenig fachliche Tätigkeiten und gleichzeitig lange Arbeitszeiten und hoher Termindruck. Hier zeigt sich eine Mixtur aus Einzelaspekten, die jeder für sich genommen zweifelsohne misslich sind. Tauchen sie in Kombination auf, ist es leicht nachvollziehbar, wieso 55 % der aktuell in Ausbildung befindlichen Befragten nach Abschluss der Ausbildung nicht mehr als ReFa tätig sein wollen (sog. Drop-out-Quote) und Alternativpläne haben. Man mag geneigt sein, dies als Phänomen der viel zitierten Generation Z zu sehen. Aber auch 46 % der bereits ausgelernten – und somit älteren – ReFas geben an, dass sie den Beruf nicht erneut ergreifen würden. Hieraus lässt sich schließen, dass doch von strukturellen Problemen ausgegangen werden muss. Gerade vor dem Hintergrund des allgemein und auch im juristischen Bereich immer wieder beklagten Fachkräftemangels ist eine solche Drop-out-Quote mehr als problematisch. 2. FOLGEN DER HOHEN DROP-OUT-QUOTE Zum einen kann dies ökonomisch aus Sicht der Anwaltschaft betrachtet werden: Kanzleien investieren drei Jahre lang Ressourcen (z.B. Zeit) in die Ausbildung und haben danach trotzdem keinen Zuwachs im ReFa-Team, weil eine Umorientierung stattfindet. Wenn die Auszubildenden dem Beruf auch nach Beendigung der Lehrzeit treu bleiben, bedeutet dies, je nach inhaltlicher Qualität der Ausbildung, dass fachlich mehr oder weniger stark versierte ReFas in den juristiBRAK-MITTEILUNGEN 5/2023 AUFSÄTZE 286

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